Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 10.01.2009

Nächster Artikel


Alte Scheune wird zur Schreinerei

Handwerksmeister aus Simmern verwandelt ein leer stehendes Anwesen in Alterkülz in eine moderne Wohn- und Arbeitsstätte

Der demografische Wandel und der Rückgang der Einwohnerzahlen zwingt die Gemeinden zum Handeln. Die Belebung der Dorfkerne gehört zu den wichtigsten Aufgaben. In Alterkülz kehrt in einen denkmalgeschützten, lange leer stehenden Bauernhof neues Leben ein.

ALTERKÜLZ. "Diese Baustelle betrachte ich jedes Mal mit Bewunderung. Was hier im vergangenen halben Jahr geschehen ist, ist großartig." Immer wenn Horst Peuter, Ortsbürgermeister von Alterkülz in sein Rathaus geht, schaut er auch bei "Jeperischs" vorbei. So heißt der alte Gebäudekomplex, der unmittelbar an den Parkplatz des Gemeindehauses grenzt.

Das giebelseitig zur Hauptstraße stehende Haus mit seinem mächtigen frisch geschieferten Mansardendach steht unter Denkmalschutz. Es gehört zu den Gebäuden, die das Bild des Dorfes prägen, und wurde 1816 erbaut. Nachdem vor zwei Jahren die letzte Bewohnerin verstorben war, war es mit der quer zum Wohnhaus stehenden Scheune ungenutzt.

Im Internet fand Marco Konen, Schreinermeister aus Simmern, die Alterkülzer Immobilie. Für seine in einer Gewerbehalle in Simmern eingemietete Werkstatt suchte er dringend eine neue Bleibe. "Miete ist rausgeschmissenes Geld", lautete sein Motto auf der Suche nach Eigentum. Mit den Erben war Konen sich schnell einig. Im Oktober 2007 wurde der Kaufvertrag besiegelt. Viel steiniger war der Weg, um mitten im Dorf einen Handwerksbetrieb zu etablieren. Unzählige Instanzen mussten bemüht werden, eine Vielzahl von Behörden und Institutionen gab Stellungnahmen ab. Bei der Bank ging's los, die in der Regel lieber ein Objekt auf der grünen Wiese als eine uralte Bausubstanz finanzieren wollte. Bei der Gewerbeaufsicht hörte es auf. Hier machte die Einhaltung aller Immissionswerte ein aufwendiges Verfahren notwendig.

Volle Unterstützung erhielt Konen von der Gemeinde. Nicht nur mit guten Ratschlägen, sondern auch mit Geld förderte sie die Dorfentwicklung. Als Bonbon für Investoren existiert ein Förderprogramm. Einen Investitionszuschuss von maximal 5000 Euro erhält jeder, der sich in alter Substanz etablieren will und die kommunalen Vorgaben beachtet. Weitere 1000 Euro gibt es für jedes Kind. Drei Kinder hat der Schreinermeister, also bekommt er 8000 Euro - verteilt auf fünf Jahre.

Im Juli 2008 begann der Umbau der Scheune. Wo einst die Kühe standen, werden zukünftig Fenster, Türen und Möbel produziert. Eine Extraportion Dämmung isoliert den Schall und hält die Kälte ab. Die ersten Maschinen stehen bereits auf feinem Industrieparkett in der 250 Quadratmeter großen Werkstatt. Licht fällt durch das nachgebaute, verglaste Scheunentor. Die Anlieferung von Material und der Abtransport erfolgen durch ein neues "Scheunentor" zum Parkplatz hin.

Ende Januar will Konen mit seinen fünf Mitarbeitern die Schreinerei eröffnen. Peuter wird ihm im Namen des Rates und der Nachbarn einen dicken Blumenstrauß überbringen. Denn alles sind froh, über die Revitalisierung von "Jeperischs". Sobald der Betrieb läuft, soll die Sanierung des Wohnhauses beginnen. Im Sommer 2010 will Schreinermeister Konen mit seiner Familie einziehen. Dann wird seine jüngste Tochter nämlich drei - und die soll unbedingt in Alterkülz in den Kindergarten gehen.

    Werner Dupuis


Die Umwandlung der Scheune zur Schreinerei steht kurz vor dem Abschluss. Marko Konen (Mitte) bespricht mit seinem Gesellen Matthias Juch (rechts) einige Details. Bürgermeister Horst Peuter verfolgt mit großem Interesse das Projekt.   Fotos: W. Dupuis


Des Lärmschutzes wegen wird das gesamte Material durch ein neues Tor in der Seitenwand der früheren Scheune transportiert.


Rhein-Hunsrück-Zeitung vom 10.01.2009, Seite 17.

Zum SeitenanfangZum Seitenanfang